Samstag, 10. Dezember 2011

Die Story vom Spiegelei

Immer wenn ich Kopfschmerzen habe in der Früh, haue ich gleich einem Opferritual, zwei Eier in die Pfanne, streue Wunderkräuter drüber und seufze einen reumütigen Sing-Sang vor mich hin - während die geopferten Eier so ihren letzten Odem ausbruzzeln. Dabei flechten sich sonderbare Gedankenstränge durch den Rest meines gequälten Hirnes:

Ein Spiegelei am Morgen schmeckt nicht nur gut, sondern enthält so ziemlich alle Vitamine die der Mensch für den gelungenen Start in den Tag benötigt - vorausgesetzt, die Henne hat vorher das richtige Zeugs gepickt und war rundum glücklich. Auch wenn's nicht stimmt, glaube ich, dass das Nomen "Spiegelei" sich eher daher generiert, weil es  dem männlichen Menschen wahrhaftig den Spiegel vor Augen hält: Er genießt ein Produkt, das aus dem Arsch einer Henne kommt - und wenn's so frischglitschig in der Pfanne blinzelt, sieht er sich sogar selber darinnen wiederspiegeln - gleich neben dem gelatineartigen weißen Fleck, dem Sperma vom Hahn, der wenige Tage vor dem Legen, die Henne beglückte. Bei dieser orgiastischen Ekenntnis des männlichen Unterbewusstseins, hört ein gebildeter, sensitiver Mensch sogar noch das Echo des Orgasmus-Schreies der Henne heraus, und fühlt sich wie ein Spanner dabei.

Der Arsch der Henne, diese wunderbare Erfindung der Schöpfungskraft, nennt sich Kloake. Ein ziemlich blödes Wort für solch einen wunderbaren Quell von Frühstückseiern, Ostereiern, Backeiren und Eierköpfen. Das Huhn ist der letzte wahre Nachkommen der Dinosaurier - man sehe es vor allem an den Klauen, dem winzigen Hirn und dem Rumpf wenn die Henne gerupft ist. Diese Raptoren aber waren schon lange vor dem Menschen auf Erden - darum nennen wir unseren Menschenarsch vornehm ja auch After. Und das wohlriechende Rasierwasser, welches wir Männer uns morgens ins Gesicht reiben, nennt sich After-Shave, übersetzt Arsch-Rasur. Vermerk: Das behauptet grad mein "Kater".

Also, wenn uns die Frau ab und zu streng ins Antlitz starrt und "du Arsch" schimpft, dann möge man(n) sich doch die absolut wissenschaftliche Evolution dieser Wortbildung vor Auge führen. Die Frau schleudert nämlich diese Metapher eher ungewollt und einfach emotional aus dem Bauch heraus, weil sie es auf natürlichem Wege schon erfahren hat, wie das mit den Eiern so läuft. Alle 28 Tage legt sie nämlich auch ein Ei. Aber dann freuen wir Männer uns keineswegs so arg, wie über ein frischgelegtes Hühnerei in der Pfanne, sondern sind eher traurig darüber. Aber gackern tun beide Eierproduzentinnen - die eine aus Freude, die andere weil's ihr dann überhaupt nicht gut geht.

Und die Statistik hat bewiesen, dass Frauen wenn sie "ihre Tage" haben, den Männern meistens Spiegeleier zum Frühstück machen. Da schließt sich wieder einmal die Elypse der Erkenntnis: Alles Gute sei oval, die Umlaufbahn der Erde, unser rumeierndes Einsichtsvermögen und das göttliche Ei der Henne selbst, das Symbol des ewigen Werdens - das höchste Gut des Osterhasen, dem Liblingskarnikel der altgermanischen Göttin Ostara.

 Ja, so einen Stuss schreibe ich, wenn ich frühmorgendliche Kopfschmerzen habe und meinen Zorn vom immer wieder heimsuchenden Kater ablenke - über die Henne - bis hin zum Rudimentärsein des Mannes. Und wenn ich's dann nachlese, drängt sich mir die Frage auf, wer und was zum Teufel sind wir Männer denn eigentlich, dass wir uns via Retro-Emannzipation, noch immer nicht gerne vom Sockel stoßen lassen wollen!?

Ich resümiere schließlich, dass wir Männer eher neidisch sind auf Henne & Co, weil sie fortwährend frische Eier legen können, während wir lebenslang mit zwei Eiern im Sack rumlaufen müssen und heimlich Argwöhnen, sie könnten schon längst faul sein. Daher dann dieser rachelüsterne Trieb, an jedem Katermorgen unbedingt ein paar Eier in die Pfanne hauen zu müssen.