Lieber Kollege Georg von der Esche,
ja, da hast
du vollkommen Recht, gutster Georg: Mit qualitativer Literatur
ist heute, in
der Tat, kein Geld mehr zu verdienen, keine tief schöpfende
Autorenseele mehr
durchzufüttern. Und für Schund ist man sich eigentlich zu
schade, … wenn da
nicht immer wieder der nagende Hunger wäre, gepaart mit der
Scheu des Ganges
zum S-Amt. Ha, ha, „Die
Scheu des Ganges“,
ein indogermanisches Drama in sieben Akten ;-)
Also reißt
man sich ein Ei raus, stumpft sein Hirn für die Zeit eines
Säuferquartals mit
reichlich Alkohol ab und haut im
Halbdelirium billige Groschenstorys auf die Tasten –
(un)natürlich unterm
Pseudonym XY, versteht sich. Leber duck dich weg! Frage
bytheway: Wieso gibt es
das Verb nicht so geschrieben: >wek<“? Kein Mensch ist
nämlich ein >Weg<, nicht
einmal wenn dieser das Ziel
des irrenden
Daseins ist. Niemand ist weg.
Und in der Bahn
sieht man sie dann ab und zu immer wieder; die begehrte
Pendler-Literatur aus
eigener Feder: Die fromme Pfaffin als heimliche Domina in der
Krypta / Der gewissenhafte
Cop als skrupelloser Antreiber einer ganzer Schar Bordsteinschwalben, die
tagsüber eigentlich
liebvolle Mamis sind /
Der ehrenwerte
Richter als krankhafte, schwanzlutschende Schwuchtel in den
Büschen hinter der
Tanke.
Dabei
studiere ich, im beruhigenden Schaukeln des Bahnwagens, die
Mimik der
Leser(in), schätze nach der Seitenfülle die ungefähre Stelle
im „Roman“ – doch kann
mich selber nicht mehr daran erinnern.
Schier möchte man fragen, um was es denn so ginge in dem
Büchlein – und ob‘s
gut sei. Tschagga, der Rubel rollt. Was faselt da der Verlag,
es gäbe heuer
keine Tantiemen?!
Erschreckend nur, wie einfach diese Schreibverschnitte einem von der
Hand gehen. Und man
fragt sich: wer bist du eigentlich mehr, wer bist du wirklich?
Und von da draußen
klopft ewig der Wahnsinn an die Tür und sprengt jedes
neuaufkeimende Gewissen; gleich
Popcorns in der heißen Hölle. Fragen
verquirlen sich schon im Ansatz zu ganzen Strängen die nicht
einmal zum
Aufhängen taugen: Wozu also überhaupt noch bei der Pfaffin
beichten, sich vom
Cop einbuchten oder vom Richter verurteilen lassen?! So man
doch als einer
geboren wurde der das Gediegene nicht leiden kann und seine
Berufung im
Getriebenen sieht; ein Triebtäter quasi. Ein Heuchler vor dem
Herrn unter den
Anständigen; denn
siehe: Es tut weh, allzu
lange unter ihnen zu weilen. Verdünnisieren macht unsichtbar -
man ist dennoch
da … aber keiner merkt‘s.
Keine Bange,
lieber Georg, mir geht’s gut. Alles normal … wie immer.
Wollte dir nur
beteuern, dass du nicht der einzige bist dem das Monster
namens Literatur auf
den Wecker geht – wenn‘s nur nicht gerade jener Wecker wäre,
dessen Bestimmung
es mitunter ist, einem irgendwann auch die letzte Stunde zu
schlagen. Und man
möchte dass er schön und wohlklingend schlägt, dann, auf der
Schwelle zur nächsten Daseinsform.
Ich werde dann sicherlich als Schreibfeder wiedergeboren:
gezupft aus dem Arsch einer
fettleberigen Weihnachtsgans, ständig ertrinkend in einem
Tintenfass, insofern
der Maestro nicht grad von den Musen getrieben wird und mich
quälend-kratzend durchs
Papier zieht.
Herzlichst,
John Asht