MAAG MELL, die friedlichen Gefilde




Mysterien & Historik.
Roman-Trilogie.
Epos.
Der Untergang eines geheimnisvollen Landes im 1. Jh. n. Chr.
Hort der Bundeslade und des heiligen Grals.
Die Suelta-Welt der Seelen inmitten der Erde.
Weisheiten und Magie.
Der Pfad zum Ursprung aller Dinge.


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MAAG MELL – DIE FRIEDLICHEN GEFILDE
 
Maag Mell, die Friedlichen Gefilde John Asht
Geheimnisvolle Historien-Saga
Roman-Trilogie
1.344 Seiten
alle 3 Teile in einem Buch, Hardcover mit Schutzumschlag
Format: 148 x 226 mm
Buch-ISBN 978-3-940932-11-2
Preis: 29,90 € inkl. MwSt.

Die überarbeitete Auflage enthält nun auch eine Runenübersicht, den Weltenkalender sowie das umfangreiche Maag Mell-Glossar.



Einführung

Bis zum Jahre 79 n. Chr. gibt es außer den Menschen noch eine ähnliche Gattung auf der Welt: »das Weiße Volk von Danaan«. Sie gründen Maag Mell und siedeln hier vier Stämme der Kelten und Germanen an. Die Danaans beschirmen die Menschen Maag Mells über Generationen hinweg, und es gedeiht ein mehr als gesundes, friedvolles Volk, das lange Zeit nicht begreift, wofür die Danaans es so sorgfältig behüten … mehr zum Inhalt

Eine Reise in eine längst vergangene Kultur, deren Überlegenheit in der Erkenntnis der Einfachheit aller Dinge besteht.


MAAG MELL - INHALT
 
Tief im Inneren des europäischen Kontinents befindet sich im 1. Jahrhundert n. Chr. das geheimnisvolle Land Maag Mell (Damasia).

Wohlbeschützt inmitten von Sümpfen gelingt es hier den Druiden, Sironen und Arduinnas, die alten Weisheiten und Heilkünste zu erhalten – dank einer ebenso einfachen wie auch vernünftigen sozialen Struktur, nicht zuletzt aber auch wegen ihres hervorragenden Potenzials im Umgang mit den beiden Urkräften Is und Kaunan (lebengebende und versuchende Kraft).


Karte von Maag Mell © 2009 RODER VERLAG
 
Inmitten des Landes Maag Mell, auf einer isolierten Insel, lebt aber noch das Weiße Volk von Danaan – Nachfahren von Atlantis. Anfangs werden sie von den Einwohnern Maag Mells wie Halbgötter verehrt. Die Rigantona des geheimnisvollen Landes, Rhianonn, erkennt jedoch die wahren Absichten der Danaans.

Ein Kampf Gut gegen Böse nimmt seinen Lauf …


Umgebung von Maag Mell © 2009 RODER VERLAG

http://www.roder-verlag.de/buchtitel/maagmell/inhalt/index.html


JOHN ASHT
 
John Asht 


 
In seinen wilden Jahren verdingte sich John Asht als Fotojournalist und Filmemacher. Nach dem Studium der Ethnologie und Religionsgeschichte geriet der Abenteurer in ruhigere Gewässer und gibt seine Erkenntnisse nunmehr in Form von historischen und surrealistischen Werken wieder.
Die Grundlage seiner Werke sind intensive Recherchen, welche er in eine bunt verflochtene Handlung einbringt und diese mit reichlich Fantasie versieht. Der Naturliebhaber und Einzelgänger lebt in der Fränkischen Schweiz und ist Vater zweier Söhne.

"MAAG MELL – die FRIEDLICHEN GEFILDE" schrieb der Autor als Ergebnis seiner jahrelangen Forschungen und Studien im Bereich der Völkerkunde, Religionsgeschichte sowie der Astrologie und der Grenzwissenschaften der Parapsychologie. John Asht möchte mit dieser Roman-Trilogie den Leser fast 2.000 Jahre in die Vergangenheit versetzen, an jenen Wendepunkt des menschlichen Daseins, an dem der unaufhaltsame, nicht zufällig entstandene Schicksalslauf aller kommenden Ereignisse seinen Anfang nahm: die geduldige, lang anhaltende Zeit der Waage … 






MAAG MELL - HISTORISCHER BEZUG
 
Die frei erfundene Handlung spielt in den Jahren 79 bis 81 nach Christus.

Der historische Hintergrund, die Beschreibungen der Sitten, Trachten, Stämme und Länder, der Überlandstraßen, Garnisonen, Dörfer und der Mentalität sowie der im Buch vorkommenden Zeit-Persönlichkeiten sind ethnologisch, archäologisch und chronologisch dokumentiert.

Auch die im Buch vorkommenden Rituale entsprechen alten Überlieferungen und wurden vom Autor nach ethnologischen und religionshistorischen Gesichtspunkten erforscht.

„Maag Mell – die FRIEDLICHEN GEFILDE“ gab es wirklich, nicht nur in der keltischen Mythologie, sondern auch in altrömischen Chroniken, unter dem Namen Damasia. Die klassischen Altertumswissenschaften sind über dessen Lokalisation allerdings immer noch zerstritten.

Der Autor schließt sich jedoch nach eigenen archäologischen Forschungen jenen Wissenschaftlern an, die Damasia auf dem heutigen Gebiet der Fränkischen Schweiz vermuten.


 
Karte der Römischen Welt © 2008 RODER VERLAG


 
Teil 1: „Wegeruf“   Teil 2: „Gelobtes Land“   Teil 3: „Dämmerung“  



Band 1: „Wegeruf“

Aus der Chronik: Eloda Ma M’ Beo

1. Kapitel DIE GESANDTE
Ra-Nyla (zur Leseprobe)

2. Kapitel DER SANFTE MIT DEN PFERDEN
Law ak Ekou

3. Kapitel JUNGE HEILERIN
Cyan (zur Leseprobe)

4. Kapitel GROSSER DRUIDE
Cu Corb

5. Kapitel TÖCHTER DER MACHA

6. Kapitel DIE SEHERIN
Macha

7. Kapitel SATURNIN

8. Kapitel MÄDCHENGÖTTIN
Sheela-na-Gigg

9. Kapitel VOGELFEST
Lugg-Nassad

10. Kapitel TODESPRÜFUNG
Kat-Godeo

11. Kapitel ABENDREITERIN
Kvell-Dridur

12. Kapitel GEISTERKRIEGER
Nya



Band 2: „Gelobtes Land“

13. Kapitel RHIANONN
die Rigantona

14. Kapitel HEILIGE QUELLE
Sid Nechtain

15. Kapitel KAMPFFURIE
Morrigu Ayas Chich

16. Kapitel ZEIT DER SÜHNE
Segomanna

17. Kapitel SONNEN-SPRACHE
Sun Graihn-Guth

18. Kapitel HERR DER FINSTERNIS
Sid Syrinx

19. Kapitel ASPAA
die Pyramide im Walba

20. Kapitel RADABAL
der fanatische Christ

21. Kapitel MARULUS
der Römer

22. Kapitel ASPAA BAANA-Y
die Oase der Liebe

23. Kapitel LAMFADA
der mit dem langen Arm



Band 3: „Dämmerung“

24. Kapitel HEILIGES OPFERLon Laith

25. Kapitel WEISSES GESPENST
Finnabar

26. Kapitel STAB DES ZUTRAUENS
Crabud

27. Kapitel RITUAL DER VERWANDLUNG
Nu-Adus

28. Kapitel GROSSES DRAO-Y

29. Kapitel DOLMENKREIS

30. Kapitel INNERE WELT
Guell Aspaa

31. Kapitel FOMORES

32. Kapitel SPUREN

33. Kapitel AANGUS-OGG
das Fest der Träume und Visionen

Letztes Kapitel DÄMMERUNG

MAAG MELL - CHARAKTERE
 
AvalchainAill-Druwid vom Stamme der Chain-Cobars, Widersacher Amergins und Vertrauter des Weißen Volkes

Corc vab MathonHeiler im Namen Maag Mells in den Verbotenen Gefilden

Cu CorbUralter Druide von Maag Mell, Vertrauter der Macha und geistiger Vater von Amergin und Jesseff

Cumall odd’ Nu-AhouZweiter Anführer der Firr Bolg, ergebener Beschützer der Rigantona

Cyan Mongruad Na ’n OggOberste der Sironen, Morwhyn des Law ak Ekou, Eingeweihte der Druiden

DeciusEinfältiger Sohn des Senators Marulus

DomitianSohn des Imperators Vespasian und Bruder des Titus, später Imperator des Römischen Imperiums

Gunnar Feer – Waffe, die Frieden machtGroßer Häuptling der vereinten Stämme der Wisentjäger

Jesseff – ConmacJesseff ben Ari Maagmelia, auch Jesseff ben Arimatreia genannt, geistiger Bruder des Amergin

Kreydyladd-Ibbor-OissAnführerin der Arduinnas

Law ak Ekou – der Sanfte mit den PferdenZartbesaiteter Sohn des Häuptlings Gunnar Feer

Lia FailRhay des Weißen Volkes von Danaan, Sohn des Aangus-Ogg und Nachfolger der Dagda

LonginusHäuptling der Harras-Teutona, Freund des Jesseff

Mab vab Modron – Gull akk ZokkDer große Kimra, später Sid Syrinx – der Herr der Finsternis mit der großen Keule

MachaHerrin von Maag Mell, Mutter Rhianonns, Seherin des Imperators, Magierin

MaraJüdische Sklavin, Vertraute des Jesseff , Urchristin

MorriguGallische Sklavin, Ziehtochter der Macha, verwandelt sich zu Morrigu Ayas Chich – die Kampffurie mit dem Auge unter der Brust

RadabalThraka, Pseudo-Christ, Ränkeschmieder

Ra-NylaHalbdanaanin, Botschafterin des Weißen Volkes

RhianonnTochter der Seherin Macha, Rigantona von Maag Mell, Hellruna, Spakona und Dathwyna

Rud akk WalkaSohn des Heilers der Markomanna

Saturnin – Ogg is Flakk – Auge im FalkenZiehsohn des Imperators Vespasianus, oberster Späher im Germanicum, Träger des goldenen Graskranzes

Wydion Prydain SrengErster Anführer der Firr Bolg


LESEPROBE
 
Kapitel 1 RA-NYLA   Kapitel 3 CYAN  


 
1
Ra-Nyla

die Gesandte

Vier Reiterscharen, gebildet aus je zehn Dutzend Firr Bolg, ritten in diesen Tagen vor dem großen Ostarafest in alle vier Himmelsrichtungen, weit hinaus in die Gefilde der Stämme, um die von den Heilern auserwählten jungen Männer zum Fest der Fruchtbarkeit abzuholen und an den Tullach na Coibche zu bringen – den Hügel, an dem die Braut dich holt. Jener Tross der dämonenhaften Geistreiter jedoch, der sich nun in scharfem Ritt der römischen Garnison Castra Regina an der Donar-Au näherte, hatte zusätzlich den Auftrag des Großen Druwids von Maag Mell, erneut den von der Rigantona Macha geschaffenen Frieden mit den Römern zu bekräftigen. Bis zur großen Brücke der Garnison würden sie reiten, die mannshohe, geschnitzte Runa Gifu davor in die Erde rammen und warten, bis die Römer auf der anderen Seite der Brücke ihre Speere gleichfalls zur Runa Gifu kreuzten, um somit die Bestätigung des fortwährenden Friedens an den Grenzen zu Raetia und dem Noricum einzuholen.

Doch kurz bevor die dahinpreschende Reiterschar der Firr Bolg die große Brücke von Castra Regina erreichte, trennte sich heimlich die letzte Reitergestalt von dem Staub aufwirbelnden Tross, schlug einen Haken durch die Wälder und näherte sich nach kurzem Ritt einen der Nebenflüsse der Donar-Au. Dort wartete bereits ein Floß der Ambronas samt vier stämmigen Kriegern mit langen, wirren Kopf- und Barthaaren auf den Dämonenreiter. Die Krieger verbeugten sich ehrfürchtig vor ihm, bis dieser vom Pferd stieg. Dann geleiteten sie ihn stillschweigend zum Floß, stachen ab und ruderten flussabwärts. Nach geraumer Zeit erreichten sie die seichte Mündung, an deren rechtem Ufer sich die dunklen Schatten einer unter herabhängenden Weidenruten getarnten Galeere abzeichneten.
Es war sehr außergewöhnlich, dass sich überhaupt eine Galeere die Mühe machte, den starkströmigen Danuvius vom Pontus Euxinus her fast eintausendfünfhundert Meilen stromaufwärts zu rudern. Aber weit merkwürdiger war es, dass dieses Kriegsschiff des Imperiums oben am Segelmast das Banner der zehnten Legion Fretensis gehisst hatte – jener Legion, die der Besatzung des zerstörten Hyerushalayms, inmitten des fernen Judäas, zugeteilt war, am anderen Ende der römischen Welt.

Die schaurige Gestalt kletterte mühelos die Flachsleiter der Galeere empor, schritt langsam bis zur Mitte des schattigen Decks, hielt an und äugte nun in die staunenden, beklommenen Gesichter der schwer bewaffneten, geharnischten Söldner. Ein bereits in die Jahre geratener Decurio näherte sich ihr langsam und sichtbar argwöhnisch. Zögernd streckte er die Hand zum Gruß des Imperiums schräg hoch und ließ diese nach einer Weile wieder sinken, als kein Gegengruß kam. Es war ihm deutlich anzusehen, welches Unbehagen in seiner Brust wühlte, als er dieses sonderbare, stumme Wesen aus Maag Mell anblickte, das die ganze Zeit schon unheimlich reglos vor ihm stand unbewaffnet und einen ganzen Kopf kleiner als der Decurio, aber umso gefährlicher wirkend. Und als wäre diese zottelige, behaarte Gestalt nicht schon ominös genug, so verzerrten nun noch die gebrochenen Strahlen der untergehenden Sonne, durch die karg belaubten Weidenäste hindurch, die finstere Erscheinung. Die im leichten Wind sich wiegenden Bäume ließen das Abendrot wie zuckende Schlangen auf dem Wesen spielen – bizarr und gespenstisch zugleich.
Der grauhaarige Decurio formte seine Augen zu schmalen Schlitzen, legte seine wettergegerbte Stirn in noch tiefere Falten und hatte Mühe, im zuckenden Lichtspiel Einzelheiten der Gestalt deutlich auszumachen. Eines aber verstand er sofort, nachdem er die lähmende Ausstrahlung dieses Wesens an seinem ganzen Körper spürte: Die sonderbaren Begebenheiten, die man sich im Imperium über dieses Maag Mell erzählte, schienen mit Sicherheit nicht weit hergeholt zu sein.
»Ich bin Decurio Pedan, bemühte er sich mit ruhiger, tiefer Stimme zu sprechen. »Ich stehe zu deinen Diensten … Gesandter von Damasia Forschend betrachtete er dabei die wilde, bis zu den Hüften reichende feuerrote Mähne im tänzelnden Licht: das fratzenartige Antlitz wie aus Schlangenhaut mit den herausstehenden Reißzähnen eines Berglöwen, die Ohren aus Fledermausflügeln, die Nüstern eines Bären und die schlitzförmigen Augen, in deren Tiefe es hellblau funkelte. In diesem Zwielicht konnte er nur schwer erkennen, ob die Gestalt eine Maske trug, oder ob die bis zu den Füßen pelzige Erscheinung echt war. Gebannt blieb sein Blick an den verborgenen, hellblauen Augen in der Tiefe der bizarren Fratze hängen sie schienen jetzt das einzig Lebendige an der Gestalt zu sein.
Ein flaues Gefühl aufkommender Schwäche und Ergebenheit breitete sich in Pedan aus und steigerte sich, umso länger er den Blick nicht von den geheimnisvollen, bannenden Augen nehmen konnte. Plötzlich wurde dem alternden Decurio Pedan klar, dass diese hellblauen, jugendlichen Augen hinter der Maske sein Schicksal besiegeln würden. Eine böse Vorahnung kam in ihm auf, und eine ihm bisher unbekannte Beklommenheit breitete sich in seiner Brust aus. Der treu ergebene, in unzähligen Schlachten gediente Krieger Pedan, der zuerst an der Seite des Imperators Vespasianus in Britannia gegen die Kelten gekämpft hatte, später in Gallien gleichfalls gegen Kelten und noch später im syrischen Orient die Galater unterworfen hatte, dieser Krieger des Imperiums hatte soeben begriffen, dass dieser Auftrag wohl sein letzter sein würde. Das sagten ihm die unheimlichen Augen hinter der stummen Fratze, die aus dem Land Damasia, aus Maag Mell, kamen, ganz deutlich, denn in Maag Mell lebten doch ausschließlich Kelten, soviel er wusste, die nun womöglich Sühne erfahren wollten. Weise Druiden und Sironen sollten es sein, Hüter des großen Zaubers und aller Geheimnisse des Überirdischen. Wahrscheinlich wurde er deswegen hierher entsandt, um seine Strafe für das viele von ihm vergossene keltische Blut zu empfangen.
Nur scheinbar gefasst harrte der Decurio Pedan der Dinge, die nun unausweichlich auf ihn zukommen würden, und fragte sich zweifelnd, ob Domitianus, der jüngste Sohn des Imperators, ihn wirklich nur aus diesem Grunde ans Ende der Welt gesandt hatte, hierher, in die Nähe des keltischen Maag Mell. Vielleicht aber war es sogar die Seherin Macha selbst, die seinen Tod als Geste der Versöhnung verlangte, als Zeichen des Friedens und als ein Akt der Rache und Genugtuung.
Angst vor dem Tod hatte Pedan noch nie – nie in seinen jungen Jahren und auch nicht in der jetzigen Überreife seiner zur Neige gehenden Söldnerzeit, im angebrochenen Abend seines bewegten Lebens. Das Einzige, was er irgendwie fürchtete, war eine noch nicht gesühnte Sünde – eine Tat, die ihm von den Göttern noch nicht vergeben worden war, sodass ihm ein Ehrenplatz im Hades verwehrt wäre. Gerecht gelitten und gestritten hatte er, nichts anderes als die Legionen des Imperiums und deren harte Gesetze kennend. Er diente mit Bravour den Imperatoren für einen kargen Sold, dessen Hälfte er nach Hunderten von Kämpfen stets für Opfergaben an die Götter der gefallenen Feinde ausgab dies mit aufrichtiger Reue. Was übrig blieb, reichte gerade für ein mehr als nur bescheidenes Leben in Enthaltsamkeit. Er, der Decurio Pedan, war frei von Sünde. Wieso also sollte er sich vor dem Tod fürchten? Mit einer Münze unter der Zunge würde er den Styx hinunter in die Unterwelt fahren, und nicht einmal der grimmige Wachhund Cerberus würde ihm den verdienten seelischen Frieden bei Hades missgönnen. Schlicht, einfach und gerecht hatte er gelebt, keine Güter angehäuft, nicht gemordet und geraubt, keine Frauen vergewaltigt noch geschwängert, deren Kinder nach seinem Tode hungrig umherlaufen müssten. Er hatte zwar in vielen Kriegen unzählige Krieger getötet, doch dafür waren die Schlachten eben da – es war der ewige Unsinn des Tötens oder Getötetwerdens, der wohl solange in den Köpfen der Wesen bestehen würde, solange es Hungertriebe, Neid und Dummheit gab, wusste Pedan. Dieser verwirrten Einrichtung des Kriegsgottes Mars zu folgen, war keine Sünde, wusste er ebenfalls – sonst hätten die allmächtigen Götter diesem Wahnsinn längst ein Ende bereitet. Vielmehr sah er darin eine Stärkung der eigenen Seele, nur dann zu töten, wenn sein eigenes Leben bedroht war. Und so hatte er stets in seinen Schlachten gefochten, indem er dem Feind den ersten Hieb, die erste Absicht zu töten, überließ – was anschließend geschah, war lediglich Notwehr.
Während er diesen wirren Gedanken nachging, starrte der alterfahrene, besonnene Decurio Pedan noch immer in die hellblauen Augen der Dämonenfratze und fragte sich, ob gleich ein Blitz aus ihnen zucken würde, um ihm den Kopf zu spalten, oder ob die Kreatur vor ihm bald sein eigenes Kurzschwert ziehen würde, um ihm denselben abzutrennen. Ihm war, als hätte er für kurze Zeit Feuerflammen in diesen Augen gesehen – oder waren es nur die Strahlen der Abendsonne, die durch die Weidenäste zuckten?

Um die geheimnisvollen Augen herum bildete sich unverkennbar ein heller Schein – die Gestalt selbst schien sich aufzulösen. Nur die stechenden, weißen Pupillen konnte Pedan noch deutlich erkennen und merkte zugleich, wie seine Gedanken ungewollt in die Vergangenheit zurückschwebten. Wie ferngesteuert schweiften seine herrenlos gewordenen Erinnerungen neun Jahre zurück, genauestens gezielt in das letzte Geschehen des Jüdischen Krieges hinein: inmitten des großen Brandes des Tempelareals zu Hyerushalaym, der letzten Bastion der eingekesselten, verzweifelten Söhne Israels die letzte Schlacht um Zion.
Etwas in Pedans Brust bäumte sich auf, wie ein unterdrückter Schluckauf, und er fragte sich, ob in diesem Geschehen wohl die ihm entgangene, noch ungesühnte Tat lauerte. Welch einfältiges Bestreben aus fast nichtigem Anlass, überlegte er gleichzeitig. Aufsteigende Willenlosigkeit und Kummer machten sich in ihm breit. Noch einmal bäumte sich sein bereits gebrochener Widerstand gegen den fesselnden Blick auf, doch er resignierte und spürte deutlich, dass dieses stumme Wesen bereits zu tief in seinen Erinnerungen bohrte und längst Herr seiner Sinne geworden war.

***