Mittwoch, 19. Oktober 2011

Nix-Story

Mister Y, der Mann, den sie immer wieder wegen politischer Vergehen einsperren, hat drei Laster - besonders dann, wenn er wieder auf freiem Fuß ist. Und jedes Mal, wenn er ein Jahr in Freiheit verbracht hat und es ihm zu langweilig wird, plant er seinen nächsten Streich. Aber genau einen Abend bevor er dann wieder so etwas wie, im Bundestag Knallfrösche während Westerwelles Rede platzen lässt, macht er Inventur: Er misst auf sehr eigene Art den angerichteten gesundheitlichen Schaden.

Zuerst zählt Mister-Y die leeren Tabakdosen die er dieses Jahr in seinen 66 Pfeifen verpufft hat. Es sind metallerne Jarnier-Schatullen der Marke Indian-Summer und fassen 200 g groben Shag. Einige davon benützt er jetzt auch als Kondomspender oder sammelt ausländische Münzen darinnen. In manchen hortet er auch die Briefe des Gerichtsvollziehers von denen er dann aber behauptet, er wisse nix von deren Inhalt. Wie denn auch, wenn er sie schon aus Prinzip nicht öffnet. Ja, ja, Mister-Y lügt niemals - er ist sozusagen ein aufrichtiger Mitmensch unserer Gesellschaft - und er ist allein schon deswegen Inn, weil er in regem Austausch mit diversen Kommissaren, Richtern und Staatsanwälten steht.

Es sind genau 60 Schatullen. Er beginnt mit Tafel und Griffel zu rechnen und weiß jetzt, dass er 5 Schatullen pro Monat verqualmt hat. Das sind 1000 g , also ein ganzer Kilo Tabak. Er rechnet hoch und komt auf 12 Kilo, die er binnen eines Jahres in die Lungen gezogen hat. Das ist sehr viel Teer dass jetzt seine Atemorgane von innen bekleistert. Er will sich das gar nicht vor Augen führen, denn das sind aber genau 100% mehr, wie ihm sein Arzt gestattet hat. Also malt Mister-Y jetzt einen schwarzen Kreis mit einem dicken Minus an die Wand. Das gefällt ihm schon einmal gar nicht. Und weil er weiß, dass man den Gram nicht an die Seele heran lassen sollte, ersäuft er ihn im Vorfeld schon mit einem kräftigen Schluck Whisky.

Und damit ist Mister-Y schon bei seinem zweiten Laster angelangt. Noch während er die 60 leeren Tabak-Schatullen im Kreis aufstellt, äugt er hinüber in die Ecke, wo die leeren Flaschen der Marke Scottish Whisky Chivas-Regal stehn. Eigentlich stehn sie nicht, sondern bilden einen wild dahin gestapelten Berg, den er mit den Schuhkartons zugemauert hat, die er ebenfalls dieses Jahr gekauft hat. Aber in diesen Kartons befinden sich jetzt die alten, abgetragenen Schuhe vom Jahr zuvor. Er schmeißt sie nicht weg, denn man kann ja nie wissen, wieviel Geld der Euro morgen noch wert ist.Und vielleicht kaufen ihm ja die Araber diese abgfuckten Schuhe ab, um ihren Präsidenten die hässliche Sohle zu zeigen.

Mister-Y holt eine leere Flasche nach der anderen aus dem Haufen und stellt sie in sieben Reihen ebenfalls im Kreise um die Tabak-Schatullen herum. Das sieht schom kriminell aus. Instinktiv fährt seine  Hand zur Leber. Der Schock verlangt noch einen weiteren kräftigen Schluck Whsiky. Den tut er sich an und beginnt zu zählen. Er kommt auf 357 leere Chivas-Flaschen. Er wills net glauben und zählt noch zweimal nach. Es bleibt bei 357. Seine Falten furchen sich tief auf der schweißgeperlten Stirn. Eine Flasche also pro Tag. Und dann bliebe noch eine übrig. Er erinnert sich wieder: das war an jenem Tag, wo er sich in Facebook angemeldet hatte und die ersten Heiratsanträge von schwulen Brüdern bekam. Ja, an jenem Tag hatte er ganze zwei Flaschen Chivas gebraucht.

Mister-Y rechnet hoch: 357 Flaschen a` 750 ml =  267750 ml = 267,75 Liter teuflisches Gesöff das seine Kehle runtergeflossen ist in 2010. Das ist 'ne randvolle Badewanne. Ihm wird übel - und weil man den Teufel nur mit dem Teufel bekämpfen kann, kippt er noch ein Glas 'runter. Dann malt er noch nen knackschwarzen Kreis an die Wand, mit einem Minus und dickem Ausrufezeichen dahinter.

Mister-Y kann diese Giftlandschaft von Tabakdosen und Whiskyflaschen nicht mehr ertragen. Er wendet sicn angewidert ab und beginnt eine Leine quer durchs Zimmer zu spannen. Es folgt jetzt die Inventur seines dritten, liebsten Lasters. Er wird nun die Trophäen der Damen aufhängen, die er beglücken durfte für je eine Nacht, und indem er den Ladys ein Goldkettchen mit drei 1000€-Diamanten für's Dalassen ihres BH's gezahlte hat. Also macht er sich an die klobige hölzerne Truhe ran. Knarrend klappt er den armierten Deckel hoch. Zum ersten Mal seit einem ganzen Jahr lacht sein Herzchen wieder.

Und dann spannt er Seile durch die ganze Wohnung und hängt die unzähligen BH's quer umher, wie Girlanden zu Sylvester. Dabei dreht er die Boxen auf, berieselt sich mit Hawaiitönen und schwingt seinen Hintern im Rhythmus von Huula-Huula. Und das ganze filmt er, setzt den Streifen auf You-Tube und verschickt den Link an all seine Feinde.

(Leute, es gibt nix Schlimmeres, als planlos irgendeine Story anfangen zu schreiben, und dann sehen, dass sie in einer Sackgasse verreckt - das habt ihr nun davon - und ich auch  - sorry, aber das wird NIX , also eine Nix-Story!)